Spurensuche gegen das Vergessen

Auch drei Generationen später ist das Thema Judenverfolgung eines, das die Menschen hellhörig werden lässt. So kamen zur Vorstellung des 32. Bandes der Eilendorfer Heimatblätter zahlreiche Vertreter aus Politik, Verwaltung, Bürgerschaft, sowie Vertreter der Jüdischen Gemeinde Aachens zusammen, um den Mut der beiden Autoren des HVE Hubert Beckers und Karl Reinhard zu würdigen. Denn Mut ist auch 84 Jahre nach den ersten Synagogen Bränden durchaus noch nötig, um dieses Thema öffentlich zu machen, da immer noch Familien leben, die dieses Thema persönlich betrifft.

Auf 300 Seiten werden anhand von originalem, doch teilweise lückenhaftem, Quellenmaterial Familienschicksale aus Eilendorf nacherzählt und so langsam werden die Zeitzeugen, die noch offene Fragen beantworten könnten immer seltener.

In der Eilendorfer Sparkassenfiliale an der Von-Coels-Straße begrüßte der Leiter Thomas Emundts über 100 Gäste.

Sehr persönlich ging auch er mit dem Thema Judenverfolgung in seiner Rede um, denn erst vor kurzem besuchte er mit seiner Familie in Amsterdam das Haus, in dem Anne Frank sich versteckt hielt und musste sich der Fragen seiner kleinen Tochter stellen. „Wen aber befragen die nächsten Generationen nach dieser schwierigen Zeit?“, gab auch Bezirksbürgermeisterin Elke Eschweiler in ihrer Ansprache zu bedenken. Daher sind Werke wie die Heimatblätter von enormem Wert, denn sie können auch noch in weiter Zukunft Antworten geben.

Lob für die Autoren Beckers und Reinhard hatte auch der Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde Aachen Friedrich Thul, denn auch ihm ist bewusst, „dass es nicht einfach ist 80 Jahre nach der Reichspogromnacht die jüdische Geschichte aufzuarbeiten.“ Doch auch für ihn ist es gerade jetzt umso wichtiger, mahnend gegen zunehmend antisemitische und rassistische Gedanken anzugehen. Da kommen gerade die mit viel Akribie aufgearbeiteten Eilendorfer Quellen genau zum richtigen Zeitpunkt.

Hubert Beckers begab sich mit seiner Schrift „Eilendorfer Flurdenkmäler“ und dem Kapitel über den jüdischen Friedhof am Bayerhaus bereits 1981 auf Spurensuche jüdischen Lebens in Eilendorf, und mit der Gründung des Heimatvereins 1983 wurde das Thema in den ersten Jahren intensiv bearbeitet. Doch die Aufarbeitung der Jahre 1933 bis 1945 brachte dem HVE so viel Ärger, dass es zunächst keine weiteren Veröffentlichungen gab. Mit der Bearbeitung der Datensammlung von Hubert Beckers 2007/2008 kam das Thema wieder auf die Tagesordnung und die Verantwortlichen sahen die Zeit gekommen, das jüdische Leben in Eilendorf wieder zu thematisieren. An dieser Stelle dankte Helmuth Kind, Vorsitzender des Heimatvereins, besonders den Autoren Hubert Beckers und Karl Reinhard für die Aufarbeitung der Quellen und weiteren Recherchen, die zum ersten Mal eine Übersicht über das Schicksal der Eilendorfer Juden erzählt. Leider konnte Hubert Beckers aus gesundheitlichen Gründen die positive Resonanz auf die Heimatblätter nicht persönlich entgegen nehmen. Für Helmuth Kind ist dieser Band 32 „ausdrücklich kein Schlussstrich, sondern spät, aber nicht zu spät, der Beginn eines Dialoges zum Beispiel mit letzten wirklichen Zeitzeugen“. Die Eilendorfer Heimatblätter 2017 können Sie in den Eilendorfer Filialen der Sparkasse und der VR-Bank kaufen!